Beschreibung der einzelnen Arten

Sächsische Wespe (Dolichovespula saxonica)

Die Sächsische Wespe ist die kleinste der bei uns vorkommenden Wespenarten.Sie baut ein sichtbares, rundes, gräuliches Nest in heller oder dämmriger Umgebung, das nach unten ein wenig spitz zuläuft und ein Ausflugloch am unteren Ende hat.

Wespendarstellung: © P. Schüle

Sie ist eine sehr friedliche Art. Natürlich kann sie –wie alle staatenbildenden Wespenarten-  stechen, sie ist aber wesentlich weniger „auf Krawall gebürstet“ als ihre Schwestern der Deutschen oder der Allgemeinen Wespe. Sie fliegt nicht ins Haus, geht nicht an zuckerhaltige Lebensmittel wie Kuchen, Marmelade oder überreifes Obst und taucht dementsprechend auch nicht am Frühstücks- oder Kuchentisch auf.

Ihre Nester bleiben relativ klein und selten erreichen die Nester, die in aller Regel nicht größer werden als ein kleiner Fußball, eine Kopfstärke von 300 Tieren.

Sie hat von allen hier vorkommenden, staatenbildenden Wespenarten die kürzeste Lebensspanne und ist in der Regel Mitte August bereits abgestorben.

Die Nester der Sächsischen Wespe können umgesiedelt werden, wenn dazu eine Notwendigkeit besteht (Umsiedlung)

Bildbeispiele von Nestern (ganz rechts: Umsiedlung)

Mittlere Wespe (Dolichovespula media)

Die Mittlere Wespe ist ebenfalls eine relativ friedliche Wespenart, die man meist erst bemerkt, wenn man beim Rasenmähen oder beim Mähen mit der Motorsense oder dem Rasentrimmer gestochen worden ist.

Sie baut ebenfalls ein sichtbares, rundes, gräuliches Nest in heller oder dämmriger Umgebung. Im Gegensatz zum Nest der Sächsischen Wespe befindet sich dies allerdings in einer Hecke, einem Busch oder in hohen Kräutern, z.B. zwischen Brennnesseln. Wenn z.B. mit einem Rasenmäher nah an einer Hecke gemäht wird, übertragen sich die von dem Gerät und dem Boden ausgehenden Vibrationen auf das Nest und dies wird von den Wespen als Bedrohung empfunden.

Die Mittlere Wespe fliegt wie die Sächsische Wespe ebenfalls nicht ins Haus und geht nicht an zuckerhaltige Lebensmittel wie Kuchen, Marmelade oder überreifes Obst und taucht dementsprechend auch nicht am Frühstücks- oder Kuchentisch auf.

Das Nest erreicht selten die Größe eines kleinen Fußballs und das Wespenvolk besteht aus nicht einmal 300 Tieren.

Nach der Sächsischen Wespe hat sie die zweitkürzeste Lebensspanne unserer heimischen, staatenbildenden Wespenarten und in der Regel sind die Völker bereits Mitte September abgestorben.

Wespendarstellung: © P. Schüle Zum Vergrößern auf die Darstellung klicken

Deutsche Wespe und Allgemeine (=Gewöhnliche) Wespe (Vespula germanica) (Vespula vulgaris)

Die beiden Arten Deutsche Wespe und Allgemeine (Gewöhnliche) Wespe ähneln sich sehr in ihrer Nestanlage und ihrer Lebensweise, daher werden die beiden Arten hier gemeinsam behandelt.

Beide legen ihre Nester in dunkler Umgebung an, z.B. auf einem dunklen Dachboden, in einem Schuppen ohne Fenster aber auch unter den Dachziegeln, in einer lichtlosen Abseite des Hauses oder in der Hohlschicht. Als Zugang dazu reicht oftmals schon ein Dachziegel, der einen Zentimeter hochsteht oder auch eine löchrige  Fuge zwischen den Steinen oder ein Spalt am Dachbalken, durch den die Wespen hineinkriechen können.

Abb. links Deutsche Wespe, Abb. rechts Gewöhnliche Wespe, © P. Schüle

Aber auch die oftmals als „Erdwespen“ bezeichneten Wespen sind die Deutsche oder die Allgemeine Wespe, ihre Nestanlage liegt nur eben im Erdboden. Als Dunkelnister nehmen sie  gern Mäuse- und Maulwurfsgänge an, die an geeigneter Stelle für die Nestanlage erweitert werden.

Da diese Nester und ihre Eingänge zumeist außerhalb des Sichtbereiches des Menschen liegen (z.B. unter Büschen im Wurzelbereich oder in Grabenböschungen), fallen sie häufig nicht auf. Erst bei der Mahd von Böschungen oder bei Gartenarbeiten schwärmen die alarmierten Wespen dann aus und stechen. Ebenso gern legen sie ihre Nester in Komposthaufen an, denn das verrottende Pflanzenmaterial entwickelt Eigenwärme.

Während die Nester der Deutschen und auch der Allgemeinen Wespe deutlich größer werden als die Nester der Sächsischen oder Mittleren Wespe, sind natürlich auch die Völker größer, manchmal sogar deutlich größer und sie erreichen mühelos Kopfzahlen von über 1.000 Tieren. Zudem leben sie wesentlich länger als die beiden anderen staatenbildenden Wespenarten und können durchaus bis in den November hinein aktiv sein.

Die Deutsche und die Allgemeine Wespe sind „Zuckernascher“, d.h. sie decken ihren Kohlenhydratbedarf über zuckerhaltige Nahrung. Daher tauchen sie auch am Frühstückstisch auf, fordern ihren Anteil am Kuchen oder an der Marmelade ein und zuckerhaltige Getränke wie Limonaden werden gern genommen. Sie sind auch die typischen „Bäckereiwespen“, die zwischen den Backwaren hin- und herfliegen und den geschäftigen Händen der Bäckereiverkäuferinnen und –verkäufer ausweichen.

Auch an der Grillwurst oder an der Scheibe Schinken beim Frühstück verlangen sie hartnäckig ihren Anteil, denn die Deutsche und die Allgemeine Wespe können auch durchaus mal an Aas gehen und nutzen somit auch Fleisch als Nahrungsquelle. Die Sächsische Wespe und die Mittlere Wespe hingegen fangen lediglich Insekten und vergreifen sich nicht an Fleisch.

Wie Sie Konflikte mit diesen Wespen vermeiden können, lesen Sie im Kapitel 2 „Fragen und Antworten zu Vermeidungsmaßnahmen und Hilfe nach einem Stich“

Haus-Feldwespe (früher: Gallische Feldwespe) (Polistes dominula)

Die Haus-Feldwespe ist sehr leicht von den anderen Wespen zu unterscheiden, denn sie hat einen torpedoförmigen Hinterleib und eine extrem schlanke Taille und fliegt auffällig mit ihren langen und „nach unten hängenden“ Beinen.

Auch ihr Nest unterscheidet sich sehr von den Nestern der anderen Wespen, denn es

  • ist hüllenlos, d.h. die Waben liegen frei,
  • ist meist sehr klein, d.h. selten sind mehr als 30 Wespen in einem Volk (in dem unten stehenden Foto sind die Waben aus mehreren Jahren zu sehen, nur die Wabe unten rechts mit den weißen „Deckeln“ ist aus dem Jahr 2018)
  • befindet sich an den „witzigsten“ Stellen, so z.B. in der gern genutzten Regenabdeckung von Dachflächenfenstern oder in sonstigen kleinen Hohlräumen am Haus oder im Freien.

Bis vor wenigen Jahren kam sie in Norddeutschland noch gar nicht vor, mittlerweile dehnt sie ihre Vorkommensgebiete aber weiter aus, tritt aber relativ selten auf.

Sie ist eine sehr friedliche Wespe und man muss sie schon massiv stören, bevor sie sich mal verteidigt, selbst das Öffnen und Zuschlagen eines Dachflächenfensters schreckt sie nicht auf, wenn sich dort ein Nest befindet. In der Regel wird sie nur durch Zufall wahrgenommen, denn sie fliegt nicht ins Haus, sondern orientiert sich immer nur nach draußen und fängt dort Insekten und Spinnen. Die Nestgründung beginnt im April und das Volk stirbt im September ab.

© P. Schüle