Bettnässen

Darüber sollten Sie sprechen!

Das nächtliche Bettnässen kommt bei Kindern weitaus häufiger vor, als man denkt. Nur redet eben keiner gerne darüber. Für viele Eltern ist es immer noch ein Tabuthema und die meisten Kinder schämen sich einfach, von ihrem Problem zu erzählen.

Tatsache ist aber, dass fast 10 % der Siebenjährigen, rund 5 % der Zehnjährigen und sogar noch 1 % der Zwanzigjährigen regelmäßig nachts ihre Blase nicht unter Kontrolle haben. Tagsüber haben die betroffenen Kinder in der Regel keine Probleme mit dem Wasserlassen, sie müssen auch nicht häufiger als andere zur Toilette.

Diese Information wendet sich vor allem an Eltern, deren Kind noch nie nachts über mehrere Monate hinweg trocken war. Sie möchte Sie darüber informieren, wann man eigentlich von Bettnässen spricht, was die Ursachen sein können und was man tun kann, wenn einem das Problem über den Kopf zu wachsen droht.

Aber zuallererst möchten wir Sie auch beruhigen: Das nächtliche Einnässen ist in den allermeisten Fällen keine Krankheit und deshalb auch nicht gefährlich, selbst wenn es über Jahre hinweg andauern sollte.

Wann wird ein Kind "normalerweise" eigentlich trocken?

Die meisten Kinder lernen etwa um das zweite bis dritte Lebensjahr herum ihre Blase zu kontrollieren. Bei manchen Kindern kann die Entwicklung dahin aber auch etwas länger dauern. Bis zum sechsten Lebensjahr sollte man sich deshalb noch keine Sorgen machen, sondern sich in Geduld üben. Häufig löst sich das Problem ganz von selbst. Die Erfahrung lehrt, dass sich mit jedem weiteren Lebensjahr die Zahl der einnässenden Kinder deutlich verringert. Ernsthaft Gedanken machen sollte man sich also erst, wenn das Kind auch im sechsten Lebensjahr noch regelmäßig einnässt.

Wie erklärt man sich das Bettnässen?

Typisch ist, dass die betroffenen Kinder einen sehr tiefen Schlaf haben. Selbst am Morgen schaffen es die Eltern nur mit Mühe, sie zu wecken. Kein Wunder also, dass die Kinder nachts gar nicht merken, wenn ihre Blase voll ist. Am Tage haben sie dagegen meist überhaupt keine Schwierigkeiten.

Warum passiert es immer nur nachts?

Der Körper bildet ständig Urin, am Tag und in der Nacht. Damit man nicht mehrmals in der Nacht aufstehen muss, um seine Blase zu entleeren, produziert er während des Schlafes einen bestimmten Stoff; das Vasopressin. Dieser Stoff bewirkt, dass die Urinproduktion in der Nacht herabgesetzt wird und die Blase nicht zu voll wird. Bei manchen Kindern klappt das nicht, weil die körpereigene Bildung des Stoffes sich verzögert entwickelt. Die Folge ist, dass diese Kinder nachts genauso oft auf Toilette müssen wie tagsüber. Durch ihren tiefen Schlaf merken sie das aber nicht und wachen durch den Druck in der überfüllten Blase nicht auf. Und schon ist es passiert ......

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Zunächst ist jedem Kind der Arztbesuch zu empfehlen. Bei Bettnässen gibt es hauptsächlich zwei Ansätze:

  • Die Klingelhose, welche durch einen Feuchtigkeitsfühler in der Unterhose oder Windel beim Einnässen einen Alarm auslöst.

  • Ein Medikament, welches dem fehlenden körpereigenen Stoff nachempfunden ist. Diese Tablette wird abends vor dem Schlafengehen eingenommen. Das Medikament bewirkt, dass die nächtliche Urinproduktion herabgesetzt wird.

Durch Führen so genannter Miktionskalender kann das Kind den Erfolg seiner Therapie kontrollieren und dokumentieren. Dieser sichtbare Effekt steigert nochmals die Motivation für das Kind. In der Regel sind die Kinder nach wenigen Monaten medikamentöser Therapie erfolgreich trocken und glücklich.

War das Kind schon einmal über mehrere Monate trocken und nässt dann wieder ein?

Zu einem Wiederauftreten des Bettnässens kann es kommen, wenn sich plötzliche Veränderungen im Leben des Kindes oder der Familie ereignen, wie zum Beispiel die Geburt eines Geschwisterkindes, die Trennung der Eltern, ein Wohnungs- oder Schulwechsel.

Wann ist eine Behandlung angebracht?

Viele der betroffenen Kinder kapseln sich im Laufe der Zeit von ihrer Umgebung ab. Das Bettnässen ist ihnen peinlich und sie wollen deshalb auch nicht, dass andere davon erfahren. Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder, die unter Bettnässen leiden, ein geringes Selbstvertrauen haben. Das kann zu Problemen führen, wenn das Kind in ein Alter kommt, in dem es auch mal bei Freunden übernachten oder einen mehrtägigen Schulausflug mitmachen will. Auch für die Eltern, besonders für die Mutter, bedeutet das tägliche Wechseln der nassen Bettwäsche natürlich auf Dauer eine große Belastung.

Wenn also der Leidensdruck bei Ihnen oder Ihrem Kind das erträgliche Maß übersteigt, sollten Sie sich und Ihrem Kind von Ihrer Ärztin / Ihrem Arzt helfen lassen. Sie / Er kann Ihnen am besten erklären, ob eine Behandlung nötig ist und wie diese aussehen kann.

Und wenn doch eine Krankheit vorliegt?

Es gibt Kinder, bei denen das Bettnässen ein Anzeichen für eine körperliche Erkrankung sein kann, zum Beispiel eine Infektion der Harnwege. Damit Sie selbst herausfinden können, ob bei ihrem Kind eine Krankheit vorliegen könnte, sollten Sie die nachstehenden Fragen beantworten:

  • War Ihr Kind länger als sechs Monate durchgängig nachts trocken?

  • Wacht es in der Nacht öfter auf, weil die Blase drückt oder das Bett nass ist?

  • Nässt das Kind manchmal auch am Tage ein?

  • Muss Ihr Kind tagsüber öfter als zehn Mal zur Toilette?

  • Hat das Kind Schwierigkeiten beim Wasserlassen?

  • Hat es "stotternden" Harnstrahl?

  • Hatte Ihr Kind früher schon einmal Harnwegsinfektionen?

Wenn Sie eine dieser Fragen mit Ja beantwortet haben, sollten Sie Ihr Kind unbedingt Ihrer Ärztin / Ihrem Arzt vorstellen. Sie / Er kann genau feststellen, woran das Kind leidet und mit einer gezielten Behandlung beginnen.

Ein ganz wichtiger Punkt: Schimpfen und Bestrafen schaden mehr, als sie nützen!

Wenn ihr Kind nachts einnässt, vermuten Eltern häufig, dass sie Fehler in der Erziehung gemacht haben, oder sie machen dem Kind Vorwürfe. Beides ist in der Regel falsch. Kein Kind macht sein Bett absichtlich nass. Im Gegenteil, die betroffenen Kinder sind meist selbst sehr traurig über das nasse Bett, sie sind enttäuscht und schämen sich. Drohungen und Strafen können das Bettnässen noch verschlimmern und zu großen seelischen Belastungen führen. Dem Kind hilft es viel mehr, wenn die Eltern es unterstützen, sein Selbstbewusstsein stärken und ihm das Gefühl geben, dass alles gar nicht so schlimm ist. Ihre Ärztin / Ihr Arzt kann Ihnen dabei helfen.

 

Weitere Informationen zum Thema Bettnässen gibt es unter:

kindergesundheit-info.de

Initiative Trockene Nacht