Fachkräftemangel -allgemein-

Demografischer Wandel und Fachkräftemangel im Landkreis Aurich

Allgemeiner Überblick
Der Demografische Wandel wird in vielen Fällen von den Unternehmen in ganz Deutschland nur als Randthema wahrgenommen. Aktuelle Konjunktureinbrüche und eine anhaltend hohe Arbeitslosigkeit signalisieren den Betrieben, dass auch in Zukunft genügend Arbeitskräfte der Wirtschaft zur Verfügung stehen werden. Es ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft, die Zukunft aus den Erfahrungen der Vergangenheit einzuschätzen. Dennoch werden sich die Bewerberzahlen in der Berufsausbildung mittelfristig spürbar verringern.

Eine weitere Herausforderung des demografischen Wandels ist die Alterung der Bevölkerung. Zumindest  große Unternehmen stellen sich bereits aktiv auf die neue Situation ein. Gesundheitsmanagement, Weiterbildung und eine verstärkte Ausbildungsoffensive in den Betrieben sind gefordert. Diese Anstrengungen sind jedoch für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) schon aufgrund ihrer knappen personellen Ressourcen kaum leistbar. Hinzu kommt, dass gerade KMU´s Fachkräfteengpässe am ehesten zu spüren bekommen. Dies zeigt sich schon im konjunkturell bedingten Beschäftigungsaufschwung der letzten Jahre. Die Engpässe werden vor allem dann merklich, wenn sich infolge der demographischen Entwicklung strukturelle Knappheiten, die in einzelnen Berufsfeldern (z.B. bei Ingenieuren, Technikern, IT-Spezialisten) bereits seit längerem zu beobachten sind, zu einem generellen Mangel an hochqualifizierten Fachkräften ausweiten.

Ein Blick auf die Altersstruktur der Erwerbstätigen macht die besondere demografische Problematik für den Arbeitsmarkt deutlich. Sowohl bei Männern als auch bei den Frauen entfallen die am stärksten besetzten Erwerbstätigenjahrgänge derzeit auf die geburtenstarken Jahrgänge im Alter zwischen 35 und 55 Jahren. In wenigen Jahren werden diese zahlenmäßig sehr starken Jahrgänge in das Vorruhestandsalter rücken und dann zunehmend aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Die schon beschlossenen Initiativen zur Verlängerung der Lebensarbeitszeit werden den Effekt nur kurzfristig verzögern können; er wird dann in noch kürzerer Zeit ablaufen. Insgesamt ist vor diesem Hintergrund festzuhalten, dass die nachwachsenden Generationen die geburtenstarken Jahrgänge zahlenmäßig nicht kompensieren können. Dies gilt in besonderem Maße für die qualifizierten und hochqualifizierten Kräfte. Die nach wie vor vorhandenen Bestände an Arbeitslosen bieten aller Voraussicht nach nur wenig Entlastung, weil sie überwiegend wenig qualifiziert sind.

Landkreis Aurich
Im Landkreis Aurich wird die Gruppe der erwerbsfähigen Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren bis 2025 um rund 10 % schrumpfen. 37 % dieser Menschen werden älter als 50 Jahre sein.

Schon heute ist mehr als ein Viertel der sozialver- sicherungspflichtig Beschäftigten 50 Jahre und älter. Die Altersgruppe der 18- bis 21-Jährigen wird um 30 % zurück gehen. Aber auch bei den noch jüngeren Altersgruppen zeigt sich ein ähnliches Bild. Schon heute wissen wir, dass die Einschulungen bis 2014 um 25 % sinken werden. Zudem ist der Landkreis Aurich - bei einem steigendem Geburtendefizit - von einer deutlichen, noch zunehmenden Bildungsabwanderung betroffen. Die demographische Herausforderung ist also auch im Landkreis Aurich schon präsent und liegt nicht in weiter Ferne.

Überregional betrachtet, muss man feststellen, dass sich andere Regionen in einer ähnlichen oder bereits deutlich verschärften demografischen Entwicklung befinden. Auch in diesen Regionen werden Fachkräfte nachgefragt. Daher ist von einem Wettbewerb der Regionen um junge, qualifizierte Mitarbeiter auszugehen. Die zunehmende Abwanderung junger Menschen aus dem Landkreis Aurich ist ein sicheres Zeichen für diesen Trend.  

Die demografische und gesamtwirtschaftliche Entwicklung wird zudem von einer veränderten Nachfrage der schulischen und beruflichen Qualifikationen begleitet. So ist es eine Binsenweisheit, dass Schulabgänger ohne Abschluss kaum Chancen im Bereich des ersten Arbeitsmarktes besitzen. Helfertätigkeiten oder Jobs für  Angelernte sind stark auf dem Rückzug. Die Wissensgesellschaft braucht qualifizierte, gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. So ist es nicht verwunderlich, dass die "Beschäf- tigungsprojektion der Wachstumsregion Ems-Achse" für Ostfriesland bis 2025 einen steigenden Bedarf an hohen Qualifikationen von rund 23 % erwartet. Die Nachfrage an mittleren Qualifikationsstufen wird hingegen um 13 % und der Bedarf an niedrigen Qualifikationen um 10 % sinken. Diese Entwicklung wiegt umso schwerer, da in Ostfriesland traditionell die mittleren Qualifikationsstufen überwiegen und selbst die niedrigen Stufen mit ca. 44 % deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 36 % liegen.  

Die "Beschäftigungsprojektion der Wachstumsregion Ems-Achse" zeigt für den Zeitraum 1996  bis 2006 eine jährliche Wachstumsrate beim Erwerbstätigbedarf von 1 % im Landkreis Aurich auf. Bis 2025 wird von einem weiteren Anstieg von 3.400 Arbeitnehmern ausgegangen. Dabei wird eine langfristig positive Entwicklungsperspektive im Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr prognostiziert. Zudem wird diese wirtschaftliche Entwicklung im besonderen Maße von einer Spezialisierung im Maschinenbau getragen - dem Bau von Windkraftanlagen.