Projekt „H2-Ostfriesland“
Am 23. September 2025 fand an der Hochschule Emden/Leer die Abschlussveranstaltung des Projekts H2-Ostfriesland statt. Unter dem Motto „Ergebnisse und künftige Potenziale einer Wasserstoffinfrastruktur in Ostfriesland“ trafen sich rund Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung, um gemeinsam auf drei intensive Projektjahre zurückzublicken – mit Erfolgen, aber auch mit Blick auf aktuelle Herausforderungen.
Aufbauarbeit geleistet – doch der Weg bleibt steinig
Seit 2022 verfolgte das Projekt das Ziel, Wasserstoffaktivitäten in Ostfriesland zu bündeln und perspektivisch eine ostfrieslandweite Wasserstoffinfrastruktur aufzubauen. Die durch das Land Niedersachsen geförderte Projektlaufzeit ermöglichte unter anderem die Gründung der Geschäftsstelle „H2-Ostfriesland“ beim Landkreis Aurich, den Aufbau eines starken regionalen Netzwerks sowie die Durchführung erster konkreter Projekte und Fachveranstaltungen.
Gleichzeitig zeigte die Projektlaufzeit aber auch, wie schwierig der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft derzeit ist: Einige geplante Projekte konnten nicht wie vorgesehen umgesetzt werden, weil Förderzusagen ausblieben oder Investoren ihre Entscheidungen verschoben. Die Unsicherheit in der Branche ist weiterhin hoch – insbesondere im ländlichen Raum fehlt es oft an belastbaren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und verlässlichen Infrastrukturen.
„Wir haben in den letzten drei Jahren wichtige Grundlagen gelegt – aber wir wissen auch, dass der Wasserstoffhochlauf kein Selbstläufer ist“, betont Birte Ricklefs, Leiterin der Geschäftsstelle „H2-Ostfriesland“.
„Die politischen, technischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen entwickeln sich langsamer als geplant. Umso wichtiger ist es, dass wir die Netzwerke, die wir aufgebaut haben, jetzt weiter nutzen und politische Entscheidungsträger gemeinsam adressieren.“, so Ricklefs weiter.
Martje Merten, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing der Stadt Emden GmbH, ergänzt:
„Unternehmen fehlen verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionsentscheidungen. Wir dürfen nicht aufhören, uns gemeinsam für unseren Standort stark zu machen.“
Leuchtturmprojekte und Kooperationen als Wegbereiter
Trotz aller Hürden konnten in der Projektlaufzeit bedeutende Impulse gesetzt werden: Mit der Beteiligung an HyStarter Ostfriesland im Rahmen des Bundeswettbewerbs HyLand wurde gemeinsam mit regionalen Akteuren ein strategisches Wasserstoffkonzept erarbeitet. Die Ergebnisse sind öffentlich zugänglich und bieten eine wichtige Grundlage für künftige Investitionen und kommunale Planungen.
Auch die Hydrogen Cross Border Conference (HCBC) hat sich in den vergangenen Jahren als grenzüberschreitendes Highlight etabliert. Die fünfte Ausgabe im März 2025 zählte wiederholt über 200 Teilnehmende aus Deutschland und den Niederlanden und zeigt, wie wertvoll der deutsch-niederländische Austausch ist. Dieses Veranstaltungsformat – getragen von MARIKO, Landkreis Aurich, OLEC, Energy Hub Emsland, New Energy Coalition und FME – soll auch in Zukunft fortgeführt werden.
Neuausrichtung mit Blick auf kommunale Energiewende
Mit dem Abschluss der Förderphase richtet sich der Blick nun nach vorn: Die Geschäftsstelle „H2-Ostfriesland“ setzt künftig auf eine breitere, systemische Betrachtung der Energiewende. Mit der Machbarkeitsstudie „Energieautarke Gemeinden“, die in Zusammenarbeit mit Dornum, Firrel und den LEADER-Regionen Nordseemarschen und Fehngebiet erarbeitet wird, wurden die Weichen dafür bereits gestellt. Auf Basis kommunaler Wärmeplanungen sollen tragfähige, lokale Energielösungen entwickelt werden. Wasserstoff ist dabei ein wichtiger Baustein, aber nicht der einzige. Auch Technologien wie Batteriegroßspeicher rücken zunehmend in den Blick.
„Wir dürfen Wasserstoff nicht isoliert betrachten“, so Ricklefs weiter. „Die Zukunft liegt in vernetzten, flexiblen und lokal angepassten Lösungen.“
World-Café als Diskussionsformat: Vom Status Quo zur Zukunft
Ein zentraler Bestandteil der Abschlussveranstaltung war das moderierte World-Café, in dem die Teilnehmenden gemeinsam über Herausforderungen, Potenziale und notwendige nächste Schritte diskutierten. Die Themen reichten von Erfahrungen und Learnings aus regionalen Projekten über Zukunftsvisionen bis zur Frage, wie das Netzwerk künftig weiter gestärkt werden kann. Die Ergebnisse fließen direkt in die strategische Weiterentwicklung der Geschäftsstelle ein.
Fazit: Viel erreicht – aber noch viel zu tun
Das Projekt H2-Ostfriesland hat in den vergangenen Jahren wichtige Grundlagen gelegt, um die Region beim Wandel hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung zu begleiten. Gleichzeitig zeigt sich: Die Wasserstoffbranche steht weiterhin vor großen Herausforderungen – von Finanzierungsfragen über Regulierungsunsicherheiten bis hin zum infrastrukturellen Ausbau.
Prof. Dr. Gerhard Illing (Hochschule Emden/Leer) brachte es in seinem Impulsvortrag auf den Punkt: „Wir sind Teil des Prozesses – aber es ist ein Marathon, kein Sprint.“
Die Weichen sind gestellt – jetzt kommt es auf Kontinuität, Mut zur Kooperation und politischen Rückenwind an, um Ostfriesland als Wasserstoffregion weiter voranzubringen. Julia Burakov von MARIKO resümiert:
„Der Abschluss des Projekts ist kein Endpunkt, sondern ein Ausgangspunkt für neue Wege. Wir nehmen viel Wissen, starke Netzwerke und konkrete Ideen mit – und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit den Kommunen, Unternehmen und Partnern vor Ort.“
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