Politisches Urgestein mit Bundesverdienstkreuz geehrt

Politisches Urgestein mit Bundesverdienstkreuz geehrt

Mit Hilko Gerdes ist ein „politisches Urgestein“ mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Seit 53 Jahren ist der Südbrookmerlander kommunalpolitisch aktiv. In dieser langen Zeit sei der heute 78-Jährige nicht nur bei allen für den Landkreis wichtigen Ereignissen mit dabei gewesen, sondern aber auch an „unzähligen Entscheidungen persönlich aktiv mitgewirkt“, sagte Landrat Olaf Meinen während einer Feierstunde mit knapp 40 Gästen in Köhlers Forsthaus in Aurich.

Drei Oberkreisdirektoren und fünf Landräte hat Gerdes erlebt. Mit 25 Jahren war er 1968 erstmals in den Auricher Kreistag gewählt worden, dem er seitdem ununterbrochen angehört. Auch nach der Kreisreform im Jahr 1977, als die ehemaligen Landkreise Aurich und Norden zusammengelegt wurden, vertrat der Christdemokrat die Interessen seiner Fraktion, deren Vorsitzender er von 1983 bis 2016 war. In fast allen Ausschüssen war Gerdes bereits Mitglied. Darüber hinaus hat er den Landkreis seit 2016 als stellvertretender Landrat bei den verschiedensten Anlässen vertreten.

Dem im September gewählten Kreistag gehört Gerdes ebenso an wie dem neuen Rat seiner Heimatgemeinde Südbrookmerland. Damit dürfte er einer der dienstältesten aktiven Kommunalpolitiker im ganzen Land sein. „Auf deinen politischen und vor allem auch wirtschaftlichen Sachverstand müssen wir also auch weiterhin nicht verzichten“, stellte Meinen fest. Gerade die „ausgeprägte ökonomische Kompetenz“ des Diplom-Volkswirtes, der 35 Jahre lang Geschäftsführer der Edeka-Handelsgesellschaft Nordwest gewesen ist, werde von allen Seiten geschätzt, sagte der Landrat. In verschiedenen Funktionen hatte sich Gerdes auch ehrenamtlich für seinen Berufsstand eingesetzt.

Gerdes sei kein Mann der lauten Worte, machte Meinen deutlich. Stattdessen sei jedes Wort wohlüberlegt. Und der Christdemokrat sei jemand, der im Hintergrund sehr geschickt die Strippen ziehe. Wenn Gerdes erst einmal eine Position eingenommen habe, vertrete er diese „mit Überzeugung und aller Entschiedenheit“. Dies habe sich beispielsweise bei den Plänen für den Bau einer Zentralklinik gezeigt, denen Gerdes zunächst skeptisch gegenübergestanden habe. Heute ist er einer der vehementesten Verfechter des Zentralklinikums. „Hier ziehen wir an einem Strang“, sagte der Landrat.

Einig seien er und Gerdes sich auch in der Liebe zu Ostfriesland und der plattdeutschen Sprache. So setzt sich der Geehrte als langjähriges Mitglied der Ostfriesischen Landschaft und des Landschaftskollegiums sehr entschieden für ostfriesische Belange ein. Darüber hinaus engagiert er sich seit langer Zeit in vielfältiger Weise im sozialen Bereich. So war er 40 Jahre lang ununterbrochen Vorsitzender des Kinderspielkreises Münkeboe-Moorhusen, dessen Gründungsmitglied er gewesen ist.

Und auch im sportlichen Bereich hat sich Gerdes in vielfacher Hinsicht eingesetzt. 2004 habe er den Boßlern und Klootschießern sogar die Europameisterschaft gerettet. Nachdem ein Sponsor abgesprungen war, sei dank der Verbindungen von Gerdes Edeka in die Bresche gesprungen. Bis heute werden die Boßler von Edeka finanziell unterstützt.

„Dein gesellschaftliches Engagement ist also ausgesprochen vielfältig“, fasste Landrat Meinen zusammen. Durch seinen Einsatz habe Gerdes zur Entwicklung des Landkreises Aurich und der Gemeinde Südbrookmerland beigetragen und sich somit große Verdienste für das Gemeinwesen erworben. Die Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz sei eine Anerkennung für diese persönliche Leistung, aber auch ein Ansporn für andere, sich ebenfalls ehrenamtlich zu betätigten.

Auch Gerdes hofft, dass seine Ehrung dazu beiträgt, in der Bevölkerung die Bereitschaft zur Übernahme eines Ehrenamtes zu wecken. Darum nehme er den Orden auch gerne an. Er sehe sich in einer moralischen Bringschuld, machte Gerdes deutlich. Jeder, der es mit Unterstützung der Gesellschaft zu etwas gebracht habe, sei auch verpflichtet, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Auf einige Entwicklungen, an denen er mitwirken konnte, sei er durchaus stolz, wie beispielsweise die Rettung der Selbstständigkeit der Ostfriesischen Brandkasse und die Entscheidung für die Zentralklinik, die Fusion der Sparkassen Aurich und Norden oder die Gründung der IGS in Aurich.

Landschaftspräsident Rico Mecklenburg erinnerte ebenfalls daran, wie Gerdes mitgeholfen habe, die Brandkasse vor der Übernahme durch die große VGH zu retten. „Sie wäre sonst nicht mehr da“, sagte Mecklenburg.

Der neue Südbrookmerlander Bürgermeister Thomas Erdwiens wies bei seinem ersten öffentlichen Auftritt im Amt auf Gerdes wirtschaftliches Fachwissen hin. Er werde als „Herr der Zahlen“ manchmal durchaus gefürchtet. Im Gemeinderat habe er Gerdes als „clever und kantig“ und zugleich als „hartnäckig und zielorientiert“ erlebt, sagte Erdwiens.

Die Bürger würden die Erfahrung und Sachkenntnis von Gerdes schätzen, betonte CDU-Kreistagsabgeordneter Hermann Reinders, der den Südbrookmerlander bereits 2019 für eine staatliche Ehrung vorgeschlagen hatte.