Ein Leben im Zeichen der Begegnung
Wer Manuela Stadtlander-Lüschen begegnet, spürt schnell: Diese Frau sieht, was andere übersehen – und handelt, wo andere noch zögern. Mit viel Weitblick, menschlicher Wärme und unerschütterlicher Entschlossenheit hat sie über Jahrzehnte das Leben in Schule, Kirche und Gemeinde geprägt. Heute wurde ihr dafür im Torf- und Siedlungsmuseum Wiesmoor die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
„Mit Manuela Stadtlander-Lüschen würdigen wir eine Frau, die seit Jahrzehnten ihr berufliches und ehrenamtliches Wirken konsequent darauf ausrichtet, Menschen Teilhabe zu ermöglichen: im Bildungsbereich, im sozialen Raum, im Miteinander der“, sagte Landrat Olaf Meinen bei der Verleihung. „Sie hat nicht nur neue Wege beschritten – sie hat es geschafft, andere mitzunehmen.“
Die gelernte Pädagogin trat in den 1970er-Jahren in den Schuldienst ein und übernahm früh Verantwortung – nicht nur im Unterricht, sondern auch im gesellschaftlichen Raum. Als Schulleiterin der Grundschule am Ottermeer machte sie die Schule zu einem Ort der Begegnung und Teilhabe. Bereits 1995 führte sie dort die integrative Beschulung von Kindern mit geistigen Behinderungen ein – zu einer Zeit, als Inklusion bundespolitisch noch kaum Thema war. Auch nach ihrer Pensionierung blieb sie gesellschaftlich aktiv. Als Vorsitzende und Mitgründerin des Wiesmoorer Generationenvereins setzt sie sich seit Jahren dafür ein, Altersgrenzen zu überwinden und Einsamkeit zu begegnen. Unter dem Leitgedanken „Miteinander – Füreinander – Beieinander“ entstanden zahlreiche Projekte. Während der Corona-Pandemie fand sie neue Wege, um soziale Nähe trotz physischer Distanz zu ermöglichen – durch Telefonketten, digitale Angebote und kreative Mutmach-Aktionen.
„Du hast verstanden, dass Einsamkeit nicht mit großen Worten, sondern mit kleinen Gesten überwunden wird“, betonte Meinen.
Auch als ehrenamtliche Prädikantin im Kirchenkreis Aurich wirkt sie bis heute.
Wiesmoors Bürgermeister Sven Lübbers bezeichnete ihr Engagement als „einzigartig“.
„Deine Fürsorge gilt all denen, die oft aus dem Blick geraten. Dir geht es nicht um Aufmerksamkeit oder Ähnliches, sondern um die Menschen selbst. Du bist ein Vorbild. Nicht, weil du es willst, sondern weil du es bist“, so Lübbers.
Manuela Stadtlander-Lüschen betonte während der Verleihung, dass sie auch in Zukunft nicht daran denke, sich auszuruhen.
„Alles, wofür ich die letzten 60 Jahre gestanden habe, ist aktuell bedroht – und zwar weltweit. Ich möchte daher versprechen, dass ich, solange ich noch mit einem Handy auf dem Sofa sitzen kann, mich dagegen wehren werde, was auf der Welt an Negativem passiert“, sagte die Wiesmoorerin.