Bundesverdienstmedaille für Auricher Urgestein Rieko Rieken

Bundesverdienstmedaille für Auricher Urgestein Rieko Rieken

Ich hätte mir gewünscht, einen großen Bahnhof zu veranstalten, wenn der Bundespräsident Sie auszeichnet“, sagte Landrat Olaf Meinen im Wohnzimmer des fast 92-jährigen Rieko Rieken. Ursprünglich war die Aushändigung der Verdienst-medaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland nämlich mit vielen Gästen im Lindenhof in Aurich für Mitte März geplant. Vor dem Hintergrund der Corona-Krise konnte die geplante Feierlichkeit aber bislang nicht stattfinden und kann es leider auch in absehbarer Zeit nicht. 60 Gäste hatten er und sein Sohn eingeladen – und selbst das waren nach Rieko Riekens Meinung noch zu wenige, denn viele kennen und schätzen den Auricher, der sich seit mehr als 50 Jahren in verschiedenen Bereichen ehrenamtlich für das Allgemeinwohl einsetzt.

Seit 30 Jahren ist er bereits im Ruhestand, doch Langeweile kam niemals bei ihm auf, sagte er bei der Ordensübergabe, zu der ihn der Landrat in seinem Haus in Popens besuchte. Rieken war und ist noch immer in vielen Vereinen und Vorständen ehrenamtlich aktiv und wurde bereits mehrfach für seine Arbeit ausgezeichnet.

Musizieren und Singen hatten immer einen hohen Stellenwert für den Popenser. Seit 1949 ist er als Mitglied, später (1950-1990) auch als Vorsitzender im Gemischten Chor Frohsinn Egels-Popens aktiv. Er hat sich stets für die organisatorische Vereinsarbeit und für die Organisation von Chorproben, Konzerten und Veranstaltungen eingesetzt und ist bis heute Ehrenvorsitzender.

Zudem war Rieken von 1987 bis 2007 als Pressewart im Ostfriesischen Sängerbund, viele Jahre davon auch als Mitglied im geschäftsführenden Vorstand, ehrenamtlich tätig. Hier bekam er für seine Arbeit die Schubert-Plakette verliehen – die höchste Auszeichnung des Verbandes. Eine weitere Auszeichnung, in Form des Kronenkreuzes in Gold, erhielt er für sein Engagement in der Ev.-luth. Paulusgemeinde Aurich-Kirchdorf, in der er seit 1985 Mitglied ist und zwischen 1993 und 2017 auch im Kirchenvorstand tätig war. In der Zeit von 1990 bis 2010 war er außerdem Mitglied des Helferkreises zur Integration von Spätaussiedlern der Kirchengemeinde. Aus persönlicher Betroffenheit und Überzeugung engagierte er sich zudem bei den Anonymen Alkoholikern und war 1979 Mitbegründer, Mitglied und viele Jahre stellvertretender Vorsitzender im Förderkreis zur Abwehr von Suchtgefahren im Landkreis Aurich.

Später kam er durch einen befreundeten Redakteur als Korrektor zu den Ostfriesischen Nachrichten. Seine langjährige Arbeit dort brachte ihn mit den Menschen zusammen und machte ihn bekannt wie einen bunten Hund. Laut einem Artikel der ON aus dem Jahr 2018 zählt er wohl zu den zehn geselligsten Menschen Aurichs.  Durch seine Liebe zum Plattdeutschen entstanden unter seiner Federführung Formate wie „Aurich früher und heute“ – ein beliebter Fotovergleich, der die Entwicklung der Stadt festhielt. Noch bis heute gibt es diese Rubrik in den ON, bis Anfang 2018 zusammengestellt von Rieken persönlich. Seiner Liebe zur Sprache und Geschichte der Region verdankt auch sein Heimatdorf Popens die Erstellung einer Chronik zum 600-jährigen Bestehen im Jahre 2008.

Alle acht Wochen besucht ihn sein Sohn aus Berlin, wo dieser seit 26 Jahren lebt. In der Zwischenzeit wird der Witwer von einer 24-Stunden-Kraft gepflegt und unterstützt. Die derzeitige Situation fällt Rieko Rieken unglaublich schwer, denn er kann nicht das machen, was er liebt. Mit anderen Menschen zusammenzukommen und von Freunden besucht zu werden ist angesichts der Corona-Krise aktuell nicht möglich. Auch aus diesem Grund verbringt sein Sohn seine Freizeit und seinen Urlaub so oft es geht in seinem Elternhaus – um für seinen Vater da zu sein.

„Meine Kinder und meine Frau haben mir immer dabei geholfen, das zu tun, was ich tue“ erzählt Rieko Rieken. Die nun überreichte Auszeichnung rundet sein Lebenswerk ab und man spürt deutlich, wie stolz er darauf ist. Sein umfangreiches Engagement sei nie eine Pflicht oder Belastung für ihn gewesen, sagte er. „Dat hett mi immer Spaß maakt.“