Bahn-Reaktivierung: Landkreis vergibt Auftrag für Studie

Bahn-Reaktivierung: Landkreis vergibt Auftrag für Studie

Planungsbüro aus Hannover führt Untersuchungen durch

Der Landkreis Aurich hat eine Machbarkeitsstudie für die Reaktivierung des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) auf der Gleisstrecke von Aurich über Abelitz nach Emden in Auftrag gegeben. Mit der Erarbeitung der Studie wurde das Fachplanungsbüro Emch und Berger mit Sitz in Hannover beauftragt. Die Kreisverwaltung geht derzeit davon aus, dass die Fertigstellung noch in diesem Jahr möglich sein wird.

Das Hannoveraner Planungsbüro war bereits vor einigen Jahren mit dieser Aufgabe betraut worden, als die Reaktivierung des SPNV im Zusammenhang mit einem möglichen Ausbau im Zuge einer Lademaßvergrößerung für die Fa. Enercon auf der Güterverkehrsstrecke überprüft wurde. Aus diesem früheren Projekt können viele Grundlagen für die jetzige Machbarkeitsstudie übernommen werden. Es sind bereits Nachvermessungsarbeiten mittels Drohnen-Befliegung durchgeführt worden, die für eine spätere Visualisierung der Bestandsstrecke genutzt werden sollen.

Der Auftragsinhalt besteht darin zu überprüfen, welche Bedingungen erfüllt sind bzw. erfüllt sein müssen, um die vorhandene Strecke durch einen reinen Eisenbahnbetrieb nach der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung, einen Straßenbahnbetrieb im Sinne der Verordnung über den Bau und Betrieb der Straßenbahnen bzw. aus einer Kombination der beiden Systeme (Tram-Train-Modell) wiederaufnehmen und betreiben zu können. Aus diesen Vorgaben ergeben sich unterschiedliche Anforderungen an die Streckenführung und die begleitende Infrastruktur wie z.B. Bahnübergänge.

Im Rahmen der Untersuchungen sollen die bestehenden Raumwiderstände entlang der Strecke ermittelt werden. Dieses sind unter anderem Grundstücke im Privateigentum, die unmittelbar durch die Trassenführung oder mittelbar z.B. durch Lärmimmissionen betroffen sein könnten, aber auch naturschutzfachliche Belange, die durch eine Trassenverlegung erstmalig berührt würden.

Ein besonderes Augenmerk wird den vorhandenen Verkehrsknotenpunkten gelten, da es bekanntlich auf der vorhandenen Strecke eine große Anzahl von Bahnübergängen auf kurzer Strecke gibt. Einen Großteil dieser Bahnübergänge bilden heute private Zufahrten und Verkehrswege mit eher geringer Verkehrsbedeutung. Aber auch die Kreuzungen mit verkehrswichtigen Hauptverkehrsstraßen sollen unter die Lupe genommen und überplant werden. Sollte eine Reduzierung von Bahnübergängen durch eine Auflösung entsprechender Übergänge notwendig werden, wird die Anlegung von Parallelverkehrswegen und deren Auswirkungen mit zu betrachten sein. 

Innerhalb der bebauten Siedlungsgebiete ist eine Verkehrslärmbetrachtung vorgesehen. Hierin werden Aussagen dazu getroffen, ob Maßnahmen zur Lärmminderung geboten sind und welche Maßnahmen dieses gegebenenfalls sein könnten. 

Neben der Betrachtung der Auswirkungen eines Bahnbetriebes auf die Umwelt, liegt ein Hauptschwerpunkt der Studie auf dem Nutzen durch die Inanspruchnahme des Schienenpersonennahverkehrs und der bahntechnischen Ausgestaltung dieser Reaktivierungsmaßnahme. Zugverkehre im Taktfahrplan und Erreichbarkeit der Züge durch barrierefreie Bahnsteige sowie deren Anzahl und Anordnung spielen hier eine Rolle. Auch Fahrgeschwindigkeiten und der Vergleich moderner Antriebstechniken (Elektrofahrzeuge durch konventionelle Streckenelektrifizierung, Akkubetrieb, Nutzung von Wasserstoff als Energieträger) sollen in eine Gesamtbetrachtung mit einbezogen werden.

Um die Machbarkeitsstudie als Vorbereitung für einen politischen Entscheidungsprozess nutzen zu können, ist auch der Blick auf die Kosten von besonderer Bedeutung. Neben den erforderlichen einmaligen Investitionskosten für die baulichen Maßnahmen unter Berücksichtigung einer Inanspruchnahme von derzeit in Aussicht gestellten Fördermitteln durch das Land und den Bund, soll eine Nutzungs- und Betriebskostenanalyse für die Betriebszeit nach erfolgter Reaktivierung aufgestellt werden.

Im Rahmen einer derzeit laufenden Abfrage des Landes Niedersachsens an die Kommunen hat der Landkreis noch einmal auf die hohe Bedeutung für Stadt und den Landkreis Aurich hingewiesen. Das Land hat bereits signalisiert, dass die Strecke bei den anstehenden Reaktivierungsuntersuchungen berücksichtigt wird.