Artenschutz immer wichtiger bei Gewässerunterhaltung

Artenschutz immer wichtiger bei Gewässerunterhaltung

Artenschutz spielt bei der Gewässerunterhaltung eine immer größere Rolle. Vor diesem Hintergrund hat der Landkreis Aurich bei der Naturschutzstation in Lübbertsfehn wieder eine umfangreiche Schulung organisiert, an der Praktiker aus den verschiedensten Bereichen teilnahmen. Das Fazit fällt rundum positiv aus.

Zum Hintergrund: 2017 hatte es eine große Änderung bei der Gewässerunterhaltung in Niedersachsen gegeben. Damals verlor die Verordnung über Ausnahmen vom Artenschutz bei der Gewässerunterhaltung ihre Gültigkeit mit der Folge, dass die Vorschriften des Bundesnaturschutzgesetzes zum Artenschutz unmittelbar anzuwenden sind. Mit dem „Leitfaden Artenschutz – Gewässerunterhaltung“ wollte das Land Niedersachsen den für die Gewässerunterhaltung zuständigen Unterhaltungspflichtigen Rechtssicherheit vermitteln. Betroffen sind vor allem die Entwässerungsverbände, die Bauhöfe der Kommunen, Lohnunternehmer, aber auch Landwirte oder Eigenheimbesitzer, die Gräben unterhalten müssen. Die neue Situation führte zu zahlreichen Fragen bei der praktischen Umsetzung. Vor allem: Wie kann die Sicherstellung des Wasserabflusses in unserer gefällearmen Region unter Berücksichtigung des Artenschutzes erfolgen? Artenschutz bedeutet dabei, dass im und am Gewässer lebende und besonders geschützte Pflanzen und Tiere, wie z.B. Schwertlilie (Iris) oder Teichmuscheln, nicht in ihrem Bestand gefährdet werden.

Der Landkreis Aurich hatte bereits kurz nach Herausgabe des Leitfadens eine Arbeitsgruppe mit Mitarbeitern der unteren Naturschutzbehörde und der unteren Wasserbehörde gebildet, um die rechtlichen und praktischen Fragen nach der neuen Rechtslage zu klären.

Bereits im Frühjahr 2018 folgten dann Schulungstermine für Lohnunternehmer, Entwässerungsverbände und die Kommunen. Eingeladen waren die Verantwortlichen. Das sind beim Artenschutz alle von der Auftragsvergabe bis zur Ausführung. So nahmen an diesen Schulungen Bauhofsleiter, Mitarbeiter von Entwässerungsverbänden, Lohnunternehmer und vor allem die Maschinenführer teil. Von den Maschinenführern hängt in besonderer Weise der Erfolg der schonenden Gewässerunterhaltung ab. Im Jahr 2018 konnten bereits rund 121 Teilnehmer über das neue Recht und schonende Arbeitsweisen bei der Unterhaltung informiert werden.

Nach einem theoretischen Schulungsteil folgte eine Praxisvorführung. Erfahrene Maschinenführer zeigten mit Baggern mit Mähkorbanbau, wie heute arten- und gewässerschonend gearbeitet wird. Auf ausdrückliche Aufforderung durften sie aber auch zeigen, welche Fehler gemacht werden können. So konnte, begleitet von lebhaften Diskussionen der Praktiker, demonstriert werden, worauf es ankommt. Es konnte auch festgestellt werden, dass bereits in der Vergangenheit vielfach gewässerschonend gearbeitet wurde. Weiter fischten die Mitarbeiter des Landkreises Kleinlebewesen und Pflanzen aus den Gewässern und erläuterten die besonderen Anforderungen dieser Lebewesen an ihre Umwelt und wie sie geschützt werden können.

Im September 2019 folgten fünf weitere Schulungstage, bei denen 128 interessierte Teilnehmer begrüßt werden konnten. Deutlich wurde, dass die Veranstaltungen von den Erfahrungen des Vorjahres profitierten. Zwischen Teilnehmern und Landkreismitarbeitern gab es einen regen Austausch und beide Seiten stellten fest, dass sie weiter voneinander lernen müssen und wollen. Aktiv unterstützt wurden die Schulungen durch die Mitwirkung von Mitarbeitern der Entwässerungsverbände Emden, Norden und Oldersum sowie von Fachfirmen.

Der Landkreises Aurich zieht auch nach den diesjährigen Schulungen ein positives Fazit und hebt den Gewinn für den Naturhaushalt und die Informationen für die Verantwortlichen für die Gewässerunterhaltung hervor. Im Jahr 2020 sollen weitere Schulungen angeboten werden.